Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland warnt vor einem Genozid in Berg-Karabach – Außenministerin Baerbock muss ihren Worten Taten folgen lassen und sich für eine sofortige Öffnung des Latschin-Korridors einsetzten

(Köln, 01.09.2023) Aserbaidschan blockiert seit Dezember 2022 den Latschin-Korridor, die einzige Verbindungsstraße zwischen Berg-Karabach und Armenien, für den Personen-, Fahrzeug- und

Frachtverkehr. Grundnahrungsmittel und medizinische Güter sind für die rund 120.000 eingeschlossenen Armenierinnen und Armenier, darunter viele Kinder, Menschen mit Behinderungen sowie Ältere, Schwangere und Kranke, kaum noch vorhanden.

Vor diesem Hintergrund warnen zahlreiche Experten und Organisationen, wie Luis Moreno Ocampo, ehemaliger Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes oder das Lemkin Institut für Genozid Prävention, vor einem Genozid an den christlichen Armeniern in Berg-Karabach. Jetzt hat sich auch Außenministerin Annalena Baerbock zu Wort gemeldet und gefordert, den Latschin-Korridor für humanitäre Hilfe zu öffnen.

Dazu Serovpé Isakhanyan, Bischof der Armenischen Kirche in Deutschland: „Außenministerin Baerbock muss ihren Worten nun Taten folgen lassen und sich mit konkreten Schritten für eine sofortige Öffnung des Latschin-Korridors und den Schutz der Armenier in Berg-Karabach einsetzen.

Die bisherige Tatenlosigkeit Deutschlands erinnert viele Armenier an die unrühmliche Haltung des Deutschen Reiches während des Ersten Weltkrieges, als man die Vernichtung der Armenier hinnahm, um das Kriegsbündnis mit dem Osmanischen Reich nicht zu gefährden. Dieser Eindruck wurde leider auch durch die Äußerung des Regierungssprechers Steffen Hebestreit bekräftigt, der den Genozid-Begriff als „Kampfbegriff“ und „Propaganda“ im Zusammenhang mit Berg-Karabach bewertete und dafür viel Lob und Beifall aus Baku erhielt.

Daher begrüßen wir den Appell der Außenministerin und erwarten jetzt konkrete Schritte, um Aserbaidschan zum Einlenken zu bewegen und damit einen Genozid in Berg-Karabach zu verhindern. Das gebietet auch die Glaubwürdigkeit einer wertebasierten Außen- und Sicherheitspolitik, die Deutschland für sich beansprucht.“