Wenn Glaube lebendig wird

Ein Jugend-Glaubenscamp zwischen Begegnung,
Pilgerweg und spiritueller Tiefe

Die zukunftsweisende Begegnung junger Christen zeigt:
Glaube kann mehr sein als Tradition – er kann das Leben verwandeln.

Am vergangenen Wochenende verwandelte sich die Jugendbildungsstätte Sonnenau in Vallendar in einen pulsierenden Ort der Begegnung und authentischer Glaubenserfahrung. Dreißig junge Erwachsene aus armenischen Gemeinden in Deutschland kamen hier zusammen, um unter dem Motto „Mission: Werte leben“ nicht nur über Glauben zu diskutieren – sondern ihn gemeinsam zu erleben und zu gestalten.

Kein Seminar, sondern ein Abenteuer

Was die Teilnehmenden erwartete, war weit mehr als eine Konferenz oder ein klassisches Seminar. Es war eine Einladung zum Eintauchen in eine Erfahrung, bei der die oft als getrennt empfundenen Welten von Glaube und Alltag verschmelzen. „Der Glaubenscamp ist keine Show, sondern ein Format, das Glauben und Leben miteinander verknotet“, beschreibt es ein Teilnehmer treffend.

Ein abwechslungsreiches Programm verband spirituelle Impulse mit Bewegung, kreativem Ausdruck, tiefen Gesprächen und Momenten der Stille und des Spieles – und schuf damit Räume, in denen der Glaube nicht erklärt, sondern erlebt werden konnte.

Ein Anfang mit Segen

Als die jungen Menschen am Freitagnachmittag im Kreis zusammenkommen, liegt Spannung in der Luft. Manche schauen vorsichtig um sich, andere begrüßen alte Bekannte mit Umarmungen. Dann tritt Bischof Serovpé Isakhanyan in die Mitte. Seine Worte und sein Segen für die Gruppe setzen den Ton für das Wochenende: Hier geht es nicht um Distanz, sondern um Nähe. Nicht um Belehrung, sondern um Einladung.

Glauben, der in Bewegung gerät

Was passiert, wenn Glaube aktiv wird, zeigt sich gleich am ersten Abend. In kleinen Teams starten die Jugendlichen ihre „Glaubens-Quest“ – eine faszinierende Mischung aus Escape Game, Rätselreise und spiritueller Herausforderung. Die Fragen, mit denen sie sich auseinandersetzen, gehen tiefer als jede Google-Suche: Was bedeutet das Gebot „Du sollst nicht töten“ in einer Welt, in der Worte wie Waffen wirken können? Was heißt es, „keine anderen Götter neben Gott zu haben“ – im Zeitalter von Konsum, Social Media und Selbstoptimierung? Und was entdecken wir im Vaterunser, wenn wir wirklich darüber nachdenken, was „Dein Wille geschehe“ für unser Leben bedeuten könnte?

„Ich wusste nicht, dass man über die Zehn Gebote so tief und vielschichtig nachdenken kann“, gesteht ein Teilnehmer später. „Die Gespräche haben meine Sichtweise komplett erweitert. Jetzt kann ich reflektierter damit umgehen und sehe, wie relevant sie für mein Leben sind“.

Pilgern mit allen Sinnen

Am Samstagmorgen macht sich die Gruppe auf zu einem besonderen Weg: Sie pilgert zum nahegelegenen Wallfahrtsort Schönstatt. Dort, wo der Rhein auf die Mosel trifft, erleben die jungen Menschen nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch eine tiefe Verbundenheit untereinander und mit ihrer Spiritualität. Eine kleine Andacht, achtsame Schritte auf dem Weg, der Blick auf die Gottesmutter in der Gnadenkapelle – vieles, was sich in Worten kaum ausdrücken lässt, wird hier spürbar und real.

Wo Herzen aufgehen und Grenzen verschwimmen

Zurück in der Sonnenau verschwimmen die Grenzen zwischen Teilnehmenden und Leitenden, zwischen Lernenden und Lehrenden. In kreativen Workshops gestalten die Jugendlichen kurze Reels zu den Zehn Geboten – modern, tiefgründig und überraschend humorvoll. In Kleingruppen diskutieren sie das Vaterunser und entdecken darin neue Dimensionen für ihr eigenes Leben. Sie erleben Achtsamkeitsübungen, die ihnen helfen, im Moment anzukommen, singen gemeinsam, beten, lachen.

„Ich habe hier nicht nur Freundschaften geschlossen, sondern auch Frieden mit mir selbst gefunden“, berichtet eine Teilnehmerin mit leuchtenden Augen. „Es fühlt sich an, als hätte ich einen Raum betreten, in dem ich einfach sein darf – mit allen Fragen, Zweifeln und auch mit meiner Begeisterung“.

Impulse, die nachwirken

Geistliche Tiefe und theologische Reflexion kamen dabei nicht zu kurz. Neben dem Bischof begleiteten Pfarrer Hakob Hakobyan, Pfarrer Vahridsch Baghdasaryan und Pfarrer Dr. Diradur Sardaryan das Camp. Sie brachten theologische Tiefe ein, ohne dabei in akademische Distanz zu verfallen. Ob in kurzen Impulsvorträgen, offenen Gruppenrunden oder beim gemeinsamen Spaziergang – stets stand der Mensch mit seinen Fragen und Sehnsüchten im Mittelpunkt.

Ein besonders intensiver Moment war der thematische Spaziergang rund um das Vaterunser. Dabei wurden klassische Glaubensinhalte mit modernen Lebensfragen in Verbindung gebracht: Wie erlebe ich Vergebung – und wie kann ich selbst vergeben? Wie kann der Wille Gottes in meinem Alltag konkret werden? Wo brauche ich „tägliches Brot“ – nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch?

Was bleibt – und was wachsen will

Am Ende des Wochenendes steht eine Umfrage – und die Ergebnisse sprechen für sich:

  • 100% würden wieder teilnehmen.
  • Die Gesamtzufriedenheit lag im Durchschnitt bei beeindruckenden 9,6 von 10 Punkten.
  • Als Highlights nannten die Jugendlichen die erlebte Gemeinschaft, die Tiefe der Gebete, und die neuen Perspektiven auf vertraute Glaubensinhalte wie das Vaterunser und die Zehn Gebote.
  • Die meistgenannten Worte zur Beschreibung des Camps: „Gott – Freundschaft – Erkenntnis“, „inspirierend – befreiend – ehrlich“.

Gleichzeitig wurde konstruktiv in die Zukunft gedacht: Zwei Tage seien zu kurz, um sich wirklich kennenzulernen und in die Themen einzutauchen, meinten viele. Der Wunsch nach längeren Camps, organisierten Sommerfreizeiten, mehr Kleingruppenarbeit, Gesprächsspaziergängen und noch mehr kreativen Formaten war deutlich spürbar.

„Ich nehme Mut und Motivation mit, meinen Glauben im Alltag bewusster zu leben“, fasst ein junger Teilnehmer zusammen, was wohl viele empfinden.

Ein Funke, der weiterspringt

Was von diesem Wochenende bleibt, ist mehr als eine schöne Erinnerung. Es ist ein Funke, der weiterspringen kann – in die Gemeinden, in den Alltag, in die Begegnungen mit anderen. Der Glaubenscamp, der nun zum zweiten Mal stattfindet, ist vielleicht der Anfang einer Bewegung, die Glaube nicht als Pflicht oder starre Tradition versteht, sondern als lebendige Kraftquelle für ein gelingendes Leben. Ein Glaube, der bewegt. Der befreit. Der getragen ist von Beziehung, Tiefe und Gemeinschaft.


Das Glaubenscamp „Mission: Werte leben“, gefördert durch die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, hat gezeigt: Junge Menschen suchen keine vorgefertigten Antworten von gestern – sie suchen authentische Räume für ihre echten Fragen von heute. Und wenn man ihnen diese Räume öffnet, entstehen Erfahrungen, die nicht nur ein Wochenende, sondern ihr Leben prägen können.

Կազմակերպիչ: Գերմանիայի հայոց թեմ
Ort: Jugendbildungsstätte Sonnenau, Vallendar
Zeitraum: 28.–30. März 2025
Geistliche Begleitung: Bischof Serovpé Isakhanyan, Pfr. Hakob Hakobyan, Pfr. Vahridsch Baghdasaryan und Pfr. Dr. Diradur Sardaryan.

Du möchtest auch dabei sein? Informiere dich über kommende Veranstaltungen auf www.dakd.de/jugend oder sprich deine Gemeinde an.